MENÜ
NEWS

Timmelsjoch Alpenbergrennen 1962 und 1963

Die noch junge Straße als Rennstrecke

Am Timmelsjoch, wo sich jedes Jahr im Zuge des Ötztaler Radmarathons rund 4000 Radfahrer in rasanten Talfahrten den Berg hinunterwerfen, fanden schon in den 60er-Jahren waghalsige Bergrennen für Motorräder und Tourenwägen statt. Zwei Jahre in Folge wurden die „Timmelsjoch Alpenbergrennen“ ausgetragen, 1962 und 1963. Erst drei Jahre zuvor wurde der österreichische Teil der Hochalpenstraße fertiggestellt. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine fahrbare Verbindung über den im italienischen „Passo del Rombo“ – Pass des Dröhnens – genannten Alpenpass nach Italien. Der italienische Teil der Straße wurde erst einige Jahre später, 1968, fertiggestellt.

 

Motorsport vor seiner Professionalisierung

Die Rennwagen von damals mussten von den Fahrern (mit etwas Hilfe durch Förderer) selbst finanziert werden. Damit war also nicht nur das fahrtechnische Können ausschlaggebend – um am Rennen teilnehmen zu können, musste man sich den Wagen also erst einmal leisten können. Nichtsdestotrotz traten um die hundert Rennteilnehmer gegeneinander an, internationale Größen ebenso wie zahlreiche Tiroler Lokalmatadoren. Von einigen Namen sollte man in den Jahren darauf noch bei weit größeren Rennen hören.

So etwa war der 20-jährige Jochen Rindt mit von der Partie, mit einem Alfa Romeo Giulia TI. Drei Jahre später fuhr Rindt in der Formel-1.

Jochen Rindt im Alfa Romeo Giulia TI
Jochen Rindt im Alfa Romeo Giulia TI

Oder Gunther Philipp, der wohl vom Publikum besonders bejubelt wurde. Der bekannte Schauspieler war auch ein passionierter Rennfahrer. Er gründete wenige Jahre zuvor sein eigenes Rennteam, in dem auch Jochen Rindt kurze Zeit mitfuhr. Um Konflikte mit seiner Filmfirma zu vermeiden, fuhr er bei den Timmelsjoch-Rennen unter falschem Namen – erst als „Carlo Brioni“ mit seinem Ferrari 250 GT, ein Jahr später als „Giulio Pavesi“ mit seinem Ferrari 250 GTO.

Zu den Local Heroes gehörten sicher auch der Kufsteiner Karl Wendlinger in einem Fiat 1500. Wendlinger nahm zu dieser Zeit an zahlreichen Rennen in Tirol teil. So fuhr er 1964 etwa um den „Großen Preis von Tirol“ beim Internationalen Autorennen am Flugplatz Innsbruck. Wendlingers gleichnamiger Sohn wurde viele Jahre später Formel-1-Pilot.

Auch der Ötztaler Alban Scheiber nahm am ersten Rennen im Porsche 356 Carrera GS teil. Im Jahr darauf fuhr er einen Lotus 23, mit dem er es auf der Strecke auf bis zu 218 Stundenkilometer brachte. Sein Vater und Großvater waren maßgeblich daran beteiligt, dass es zum Bau der Timmelsjoch Hochalpenstraße kam.

Alban Scheiber beim Timmelsjoch Alpenbergrennen 1963 im Lotus 23

Alban Scheiber 1963 im Lotus 23

 

Ein Motorsportspektakel vor Gletscher-Kulissen

Natürlich lockte das Alpenbergrennen zahlreiche Motorsportfans und Schaulustige aufs Timmelsjoch. Bei strahlendem Herbstwetter machte es sich das Publikum vor der spektakulären Kulisse des Ötztaler Gletschers bequem. Die Fans verteilten sich entlang der mit Strohballen und Sandsäcken abgetrennten und ausgepolsterten Strecke zwischen Felsen und Bäumen.

Publikum beim Timmelsjoch Alpenbergrennen 1963

Das vergnügte Publikum wartet gespannt im Sonnenschein.
 

Kurze Rennstrecke

Im ersten Rennen wurde die Streckenführung wegen Sicherheitsbedenken noch recht kurz gehalten – die Veranstalter fürchteten sich vor den hohen Geschwindigkeiten von 150 km/h und mehr, die die Rennfahrer vor einer engen Doppelkurve neben steil abfallenden Hängen erreichen würden. Die verkürzte Streckenführung mit dem Ziel am Angererboden stieß aber auf heftige Kritik, also wurde die Streckenführung im darauffolgenden Jahr geändert. Der Start wurde nach Zwieselstein verlegt, die Strecke wurde somit vier Mal so lang. Dadurch zeigte sich auch die Kurventechnik der Rennfahrer und die Leistungsfähigkeit der Rennautos viel deutlicher. Schnell konnten auch unerfahrene Zuschauer sehen, welche Rennfahrer und Wagen es zu Höchstleistungen brachten. Der Grand-Prix-Fahrer Hans Herrmann stellte beim Rennen 1963 im Abarth Sport sogar einen neuen Streckenrekord von 5:51,8 Minuten auf.

 

Erinnerungen – 60 Jahre später

Doch die (zumindest aus heutiger Sicht) spannendste Frage steht noch im Raum: Wer waren denn nun die Gewinner der Rennen? Es scheint, als wäre das damals nebensächlich gewesen. Es sind zahlreiche Fotos von Fahrern, Autos, sogar vom Publikum überliefert. Wer sich dafür interessiert, dem sei wärmstens die Bilddatenbank des technischen Museums Wien ans Herz gelegt. Dort sind am Archiv für Technikgeschichte unzählige Fotos des Motorsportfotografen Franz Jelinek hinterlegt, der auch die Timmelsjoch Alpenbergrennen dokumentierte.

Rennfahrer und Polizist Gute Stimmung bei Rennfahrern und Polizei

 

Die Sieger der Rennen

Doch nun endlich zu den Siegern von damals: im ersten Rennen von 1962 wurde der Ötztaler Scheiber stolzer Zweiter in seiner Klasse, der Tiroler Favorit Franz Albert in einem Porsche RSK Dritter in der Gesamtwertung. Die beiden vordersten Plätze belegten zwei Schweizer: Hermann Müller vor dem Europameister Heini Walter, beide ebenso in Porsche RSKs.

Der Sieger des Rennens von 1963 war Hans Herrmann – wenig überraschend und ganz wie es erwartet wurde. Abgesehen von einem ausgesprochen starken Wagen hatte Herrmann auch viel Erfahrung und schon schwierigere Rennen absolviert. Alban Scheiber siegte in seiner Klasse und wäre in einer Gesamtwertung zweiter. Auch Gunther Philipp siegte in seiner Klasse, ebenso wie Peter Nöcker, der erst wenige Tage davor das Nürburgrennen gewann.


Links:
Motorsport in Österreich
Bilddatenbank des technischen Museums Wien

Weitere News

10.04.2024

Timmelsjoch Alpenbergrennen 1962 und 1963

Am Timmelsjoch fanden schon in den 60er-Jahren waghalsige Bergrennen für Motorräder und Tourenwägen statt. Zwei Jahre in Folge wurden ...

Archiv

Saisonende Timmelsjoch Hochalpenstraße seit 30.10.2023
Straßensperre seit 1.9. aufgehoben!
Die Schneeräumung 2023
Alle BeiträgeMore